Sinn & Weg
Das Bild, was ich eben bei meinem Abendsparziergang fotografiert habe, passt perfekt zu meiner letzten Nacht. Mein Rauhhaardackel Toni hat sich gestern Abend zwei Mal übergeben und beschloss anschließend zu fasten. Wir sind beide nachdem ich den gestrigen Beitrag gepostet hatte ins Bett gegangen. Sie legt sich meistens unten an meine Füsse, aber genau so wie die Weiten des Universums ist es mir ein Rätsel, wie es ein so kleiner Hund immer schafft das ganze Bett einzunehmen. Mittlerweile habe ich verschiedene Taktiken entwickelt. Die erste beruht darauf, dass ich schneller meinen Schlafplatz einnehme als sie mit der höchsten Priorität genug Decke einzunehmen, so dass sie keine Wahl hat, als es sich auf dem übrigen Platz bequem zu machen. Gelingt mir das nicht, da ich doch länger brauche meine verschiedenen Kosmetikschichten von Emulsion über Serum, Retinol und Feuchtigkeitscreme aufzutragen, bleibt mir nur Taktik Nummer zwei – schieben. Gestern war ich schneller und konnte so von Beginn an genug Platz erhaschen. Manchmal krabbelt sie während der Nacht immer weiter nach oben und morgens wache ich mit einer Hundeschnauze neben mir auf dem Kopfkissen auf. Andere Tiereltern werden das alles verstehen, aber ich weiß es gibt auch Menschen, die sich gerade fragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe und das Tierliebe Grenzen haben sollten. Das kann ich verstehen.
Nach erfolgreicher angewendeter Taktik eins, schliefen wir beide gegen 23 Uhr ein. Tief und fest im Schlaf erschrak ich plötzlich, als mich eine Hundeschnauze im Gesicht anstuppste. Ich wußte sofort was los war: Hunger!
Also stand ich auf nahm einen Napf und füllte diesen mit etwas Hundefutter. Sie aß genüßlich alles auf und sprang anschließend wieder ins Bett, um fröhlich weiter zu schlummern. Ich jedoch war nun wach und fand keinen Weg zurück in den Schlaf. Und so begann ich meiner schlechten Angewohnheit zu fröhnen und bei Social Media „kurz“ nachzuschauen, was um 1:43 deutscher Zeit los ist in der Welt. Überall habe ich in den letzten Tagen von “don’t look up” gelesen – einem neuen Film auf Netflix, der irgend etwas mit Klimawandel zu tun haben soll. Mehr wusste ich nicht. Aus purer Neugierde klickte ich starten bei Netflix, nur um dabei einzuschlafen. Jedoch passierte genau das Gegenteil, denn eine Stunde später lag ich immer noch lachend vor meinem Bildschirm. Dieser Film beschreibt so wundervoll satirisch die Menschheit, die Prioritäten, die Dummheit und Ignoranz, den Starkult. Am Ende flossen noch ein paar Tränen. Auch wenn das Absurde der Menschheit hier wunderbar komisch dar gestellt wird, am Ende ist genau das traurig. Neben der Geschichte beeindrucken auch die Darsteller. 5 ***** Sterne und eine Empfehlung von mir – bzw. unbedingt anschauen!
Den Rest des Tages verbrachte ich mit Nervosität. Sie beruht darauf, dass nun die friedlichen Tage vorbei sind und morgen die Emails der Kunden wieder los gehen. Meine To-do Liste ist lang und ich wäre gerne noch etwas faul und würde meine Zeit mit Lesen verbringen. Momentan lese ich Viktor Frankl “Man’s search for meaning”.
Ein Satz des Buches den ich schon verinnerlicht habe: ich suche nicht nach Sinn, ich gebe Sinn.
Ein kleiner Satz, aber für mich, jemand der sich genau darüber so viele Gedanken macht, ein großer Gedankenanstoß. Ein Bekannter von mir schlägt bei jeder Gelegenheit einen klassischen Duden auf – so richtig als Buch. Dabei sind auch mir schon ein paar faszinierende Ursprünge eines deutschen Wortes ins Auge gesprungen. Aus diesem Grund habe auch ich es mir angewöhnt alle möglichen Wörter im Duden zu erkunden.
Das Wort Sinn, war tatsächlich wieder eine interessante Entdeckung. Man ist sich nicht ganz sicher, aber die Vermutung liegt nahe, dass Sinn von “gehen, fahren, reisen” entsprungen ist. Sinn = Gehen? Das ist noch viel besser, als ich es mir hätte wünschen können.
Und da sind wir gleichzeitig bei der Frage und der Antwort: liegt der Sinn im Weg selbst?
Ich denke ja!
Und so geht es weiter auf unserer virtuellen Pilgerung des Herzens…
Buen Camino