WMB #1 – Lebenszeit und Friedhof
Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Leben wie ein graues Haar ist. Man löst ein Problem und dann hat man schon wieder sieben neue. Das ist es auch, glaube ich, was ich so vom Camino vermisse. Es war so einfach. Man ist gelaufen und musste sehen, dass man ein Bett und etwas zu essen am Abend hat. Im Alltag stehen ständig irgendwelche Dinge an, die „gemacht“ werden müssen. Vom Haushalt, über Rechnungen bezahlen, das Auto muss in die Werkstatt, einkaufen, genug Kleidung für den Winter haben und beruflich fange ich gar nicht erst an alles aufzuzählen, was ständig erledigt werden muss. Immer laufe ich dem Status hinterher „fertig“ zu sein mit den Dingen, die gemacht werden müssen, um dann Ruhe und Raum für die Dinge zu haben, die ich gerne mache. Für mich ist das manchmal sehr schwierig, denn ich bin jemand der extrem vielseitig interessiert ist und es gibt nie genug Zeit für alles das, was ich machen möchte. Die Bücher, die ich lesen möchte, stapeln sich, ich möchte mal wieder Klavier spielen, regelmäßig Yoga machen und Mundharmonika lernen würde ich auch noch gerne. Und dann sind da noch die ganzen Pilgerwege, die ich gehen möchte. Mir fällt es da immer schwer mich zu entscheiden und die richtigen Prioritäten zu setzen.
Und jetzt ist es schon November. Die Zeit rast. Wie mein Papa immer sagt: die Zeit kennt keine Gnade. Es macht Tik Tok Tik Tok.
Ständig nehme ich mir vor hier mehr zu schreiben und ehrlicherweise möchte ich nicht schreiben, weil ich denke, dass ich irgendwelchen tollen Tipps und Tricks habe oder sonst irgend etwas zum Leben beitragen kann. Am Ende ist der Grund, weil ich gerne mehr festhalten möchte, weil die Zeit Rast und ich schon wieder die Hälfte vergessen habe nach einer kurzen Zeit.
In den letzten beiden Wochen hatte ich endlich etwas mehr Ruhe von der Arbeit, was ich genutzt habe, um die Dinge zu tun, die ich oben aufgelistet habe.
Außerdem war ich an dem Wochenende damit beschäftigt das Grab von meinem kürzlich verstorbenen Opa für Allerheiligen fertig zu machen. Seit mein Opa gestorben ist, habe ich einen völlig anderen Bezug zum Friedhof. Fast jeden Tag gehe ich ihn dort besuchen. Ich bin gerne auf dem Friedhof und kümmere mich um das Grab. Außerdem hätte ich nie gedacht, dass nicht der Dorfplatz, sondern der Friedhof der Mittelpunkt des Dorfes ist, wo sich alles abspielt. Da ist immer viel los und man trifft alle. Wenn ich die anderen dort beobachte, denke ich immer: Man kommt nicht über den Tod eines geliebten Menschen hinweg, man lernt einfach damit zu leben.
Die Gräbersegnung fand ich schön, wie alle neben dem Gräbern ihrer lieben standen und auf die Segnung warteten. Bilder die mich berührt haben.
An Allerheiligen selbst, habe ich meine Eltern über einen Wanderweg gejagt. Durch das viele Gehen, ist es manchmal schwierig für mich einzuschätzen, welcher Wanderweg gut für welche Zielgruppe und das ist etwas was ich im Auge behalten muss als Wanderführerin.